Aufholjagd

Die tschechische Traditionsmarke Škoda erobert in Deutschland immer mehr Marktanteile. Hat das Spitzenmodell Superb das Zeug, den neuen Opel Signum zu überholen?


Mit zunehmender Fahrzeuggröße wächst bei den Deutschen auch die Bedeutung des Markenimages. Kein Wunder also, dass BMW, Mercedes und Audi schon seit Jahren zu den Spitzenreitern im Mittelklasse-Segment gehören. Um neben der renommierten Konkurrenz bestehen zu können, ist Erfindungsreichtum gefragt. Mit dem neuen Signum ist Opel eine Symbiose aus Kompaktwagen und Limousine gelungen.

Variabel und geräumig zugleich will der Fünftürer als Allround-Talent überzeugen. Škoda profitiert von den Erfahrungen des Mutterkonzerns Volkswagen. Grundlage für den Superb bildet nämlich die veränderte chinesische Plattform des VW Passat. Der Superb fällt somit 13 Zentimeter länger aus als das deutsche Pendant und entspricht damit sogar den Abmessungen einer Mercedes E-Klasse.

KAROSSERIE Fußraum wie in der Luxus-Klasse


VERGLEICHSTEST MITTELKLASSE:

Opel Signum 2.2 direct
Škoda Superb 1.8T


Aufholjagd

Die tschechische Traditionsmarke Škoda erobert in Deutschland immer mehr Marktanteile. Hat das Spitzenmodell Superb das Zeug, den neuen Opel Signum zu überholen?




Mit zunehmender Fahrzeuggröße wächst bei den Deutschen auch die Bedeutung des Markenimages. Kein Wunder also, dass BMW, Mercedes und Audi schon seit Jahren zu den Spitzenreitern im Mittelklasse-Segment gehören. Um neben der renommierten Konkurrenz bestehen zu können, ist Erfindungsreichtum gefragt. Mit dem neuen Signum ist Opel eine Symbiose aus Kompaktwagen und Limousine gelungen.

Variabel und geräumig zugleich will der Fünftürer als Allround-Talent überzeugen. Škoda profitiert von den Erfahrungen des Mutterkonzerns Volkswagen. Grundlage für den Superb bildet nämlich die veränderte chinesische Plattform des VW Passat. Der Superb fällt somit 13 Zentimeter länger aus als das deutsche Pendant und entspricht damit sogar den Abmessungen einer Mercedes E-Klasse.

KAROSSERIE Fußraum wie in der Luxus-Klasse

Das Platzangebot in den Limousinen beeindruckt – Signum und Superb erreichen sogar Ober-klasse-Niveau. Breite Sitze mit großen Einstellbereichen – beim Signum sogar im Fond – sowie die luftige Innenarchitektur vermitteln in beiden Modellen ein überdurchschnittliches Raumgefühl.

Dabei bietet der Škoda mit bis zu 61 Zentimeter Knieraum mehr Platz als die Kanzlerversion einer Mercedes S-Klasse. Gegen Aufpreis lassen sich bei Superb und Signum zudem die Beifahrer-Lehnen zu Beinauflagen umfunktionieren. Trotz ähnlicher Punkte-Verteilung vermag der Signum das Kapitel für sich zu entscheiden.

Der Grund ist sein hohes Maß an Variabilität. Während Škoda im Superb aus „Stabilitätsgründen“ auf umklappbare Rücksitze verzichtet, genügen im Signum drei Handgriffe zum Versenken der Einzel-Rücksitze. Vorteil: 1410 Liter Stauvolumen (Škoda: 462) und eine ganz ebene Ladefläche.

FAHRKOMFORT Ausgewogene Abstimmung des Škoda

Leder hin, Velour her, die Wertigkeit der Bezüge sagt nur wenig über den Sitzkomfort aus. Die Ledersessel im Opel (Aufpreis: 1800 Euro) sind zwar üppig dimensioniert, offerieren aber kaum Seitenhalt. Das Gestühl des Škoda bietet eine bessere Rückenunterstützung und ist ausgeprägter konturiert, das Velours wirkt schweißtreibend.

Eine deutliche Diskrepanz zeichnet sich auch im Fahrbetrieb ab: So rollt der Opel zwar nur minimal schlechter über Bodenwellen und Straßenschäden hinweg als der Škoda, überträgt dabei aber Abrollgeräusche und Unebenheiten akustisch stärker in den Innenraum. Im Superb läuft zudem der bewährte Vierzylinder-Turbo wesentlich ruhiger und entwickelt bei Tempo 130 mit 67 Dezibel kaum mehr Innengeräusche als ein neuer BMW 530i.

MOTOR/GETRIEBE Frühes Drehmoment dank Turbolader

Limousinen, die in Gewicht und Abmessungen die automobile Oberklasse erreichen, verlangen nach adäquater Motorisierung. Elastizität bei niedrigem und kraftvoller Durchzug bei Autobahn-Tempo sind ebenso geforder twie ökonomischer Kraftstoffverbrauch. Škoda will diesen Anforderungen mit dem bekannten 1,8-Liter-Vierzylinder-Turbomotor aus dem Konzernregal gerecht werden. Opel installiert in den Signum ein neues 2,2-Liter-Triebwerk mit Benzin-Direkteinspritzung.

Der 150-PS-Škoda-Turbo arbeitet angenehm leise und überzeugt durch seinen spontanen Antritt. Schon bei 1750 Umdrehungen steht das maximale Drehmoment bereit – das erlaubt schaltfaules Fahren und durchzugsstarkes Beschleunigen insbesondere auf der Autobahn. Hier kann der Škoda auch mit stärkeren Konkurrenten mithalten und erreicht spielend seine Höchstgeschwindigkeit von 216 km/h.

Die Abstufung sowie die Schaltbarkeit des Fünfgang-Getriebes überzeugen ebenso wie der Verbrauch des tschechischen Riesen: 9,9 Liter Super sind für eine Limousine dieser Größe akzeptabel. Der neue Opel-Motor zeigt sich nicht so souverän. Der Direkteinspritzer klingt angestrengt und müht sich, den Anforderungen gerecht zu werden.

Kann er in den Sprintdisziplinen noch mithalten, so verliert er oberhalb von 130 km/h schnell den Anschluss an den Škoda. Sein Durchzugsvermögen ist für einen 2,2 Liter großen Motor bescheiden, fleißiges Schalten ist angesagt. Das treibt den Spritkonsum auf 10,6 Liter Super pro 100 Kilometer – trotz Verbrauchsoptimierender Direkteinspritztechnik.

Weshalb Opel hier nicht auf die 150-PS-Version des 2,0-Liter-Turbomotors aus dem Saab 9-3 zurückgreift, bleibt unerklärlich, zumal die 175-PS-Variante dieses Triebwerks im Signum 2.0 Turbo Verwendung findet. Im Gegensatz zu einem Turbomotor setzt Opels neuer Direkteinspritzer seine 220 Nm erst bei 3800 Touren frei. Somit geht dieser Kapitelsieg an den Škoda, da sein „alter“ Motor nicht nur leiser arbeitet, sondern wie das Opel-Aggregat auch die EU-4-Abgasnorm erfüllt.

FAHRDYNAMIK Viel Fahrkomfort, wenig Dynamik

Der Begriff Fahrdynamik scheint bei der Entwicklung beider Autos kaum eine Rolle gespielt zu haben – ausgeprägte Karosseriebewegungen kennzeichnen beide Kontrahenten und veranlassen den Fahrer zu eher gesitteter Fahrweise. Doch in Notsituationen, die sich auf einer Teststrecke hervorragend simulieren lassen, zeigen sich Differenzen: Der Škoda ist durch nichts aus der Ruhe zu bringen: Zu hohes Kurventempo baut er sicher untersteuernd ab.

Lastwechselreaktionen oder ein plötzlich ausbrechendes Heck wird ein Superb-Fahrer genauso wenig erleben wie ein spürbar regelndes elektronisches Stabilitätsprogramm. Auf das Eingreifen des abschaltbaren ESP ist der Superb nur auf rutschiger Straße angewiesen. Zusammen mit der ausreichend Rückmeldung vermittelnden Lenkung fühlt sich der Fahrer stets über die Situation informiert.

Auch der Signum baut überschüssiges Kurventempo zunächst brav untersteuernd ab, doch erlaubt er sich eine deutlichere Reaktion auf plötzliche Lastwechsel. Dann nämlich drängt das große Heckabteil des Opel nach außen und veranlasst das nicht abschaltbare ESP zum spürbaren Eingriff. Dabei bremst es nicht nur die einzelnen Räder ein, sondern verhindert ebenso die Gasannahme des Motors. So kommt es zu schlechteren Handling- und Slalomzeiten. Die harmonischere Fahrwerksauslegung des Škoda lässt ihn dieses Kapitel gewinnen – trotz der geringfügig höheren Warmbremswerte.

UMWELT/ KOSTEN Škoda: geringerer Kraftstoffverbrauch

Beide Kontrahenten liefern sich im Kostenkapitel ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen. Gemeinsam ist ihnen die günstige Versicherungseinstufung bei Haftpflicht und Vollkasko sowie die Schadstoffklassifizierung nach EU-4-Norm. Bedingt durch seinen um 417 Kubikzentimeter kleineren Hubraum kann der Škoda hier allerdings einen gewissen Kostenvorteil verbuchen.
Ein weiteres Plus zu Gunsten des Superb ergibt sich auch bei den Kraftstoffkosten sowie bei der Garantieregelung – eine lebenslange Mobilitätsgarantie kann sehr nützlich sein. Da sich bei Anschaffungs- und Aufpreisen sowie beim Wertverlust beider Konkurrenten kaum Unterschiede ergeben, reichen die geringen Vorteile zum Kapitelsieg des Škoda.


Fazit

Der Opel Signum verliert diesen Vergleich aus zwei Gründen: Zum einen fehlt seinem Fahrwerk der nötige Feinschliff, zum anderen enttäuscht sein neu entwickelter Motor. Das Innenraumkonzept hingegen überzeugt. Der Škoda Superb gefällt vor allem durch seine Ausgewogenheit. Er zeigt keine sportlichen Ambitionen, sondern gibt sich betont komfortabel. Der Turbomotor ist die beste Benzin- Motorisierung für den Superb.

(Quelle: www.autozeitung.de)