Neue Kraftstoffeinspritzungen wie die Common-Rail- und Pumpe-Düse-Technik lassen heute keine Zweifel mehr an der Kraft und dem Durchzugsvermögen moderner Dieselmotoren. Dennoch sind offenbar viele Autofahrer mit der Leistungsausbeute ihrer Selbstzünder nicht zufrieden.

Denn immer mehr wenden sich an Tuning-Unternehmen, die ihnen mit verhältnismäßig einfachen Mitteln und zu geringen Preisen eine Extraportion Dynamik versprechen. Meistens sind dazu nicht einmal mechanische Eingriffe erforderlich: Ein neuer Steuerchip für die Elektronik oder eine umprogrammierte Software reichen beim Diesel aus, um einige PS mehr zu erreichen.

Das Angebot ist dabei so breit gefächert wie die Fahrzeugpalette der Hersteller. Wer etwa in Internet-Suchmaschinen unter dem Stichwort «Dieseltuning» sucht, wird für beinahe jedes Modell fündig. Für Preise von wenigen hundert Euro aufwärts bieten namhafte Unternehmen wie kleine Werkstätten und Bastler Umrüstsätze an, die zum Teil von Kunden selbst montiert werden können. Renommierte Unternehmen wie Brabus in Bottrop und Abt in Kempten versprechen nach eigenen Angaben Leistungssteigerungen von 20 Prozent und mehr.

Allerdings birgt der Eingriff in die Motor-Elektronik auch ein gewisses Risiko. Denn wer ohne den Segen des Herstellers Änderungen daran vornimmt, der verliert unter Umständen den Garantie-Anspruch. Zwar wird sich, so die Sprachregelung bei Audi, niemand über die Gewährleistung bei einem möglichen Schaden an den Sitzen streiten.

Doch schon ein Getriebedefekt könnte ja auf die veränderte Motorleistung zurück zu führen und deshalb durchaus strittig sein. Laut Mercedes-Sprecher Wolfgang Zanker in Stuttgart haben getunte Fahrzeuge keine Chance auf Kulanz. Selbst wenn der Kunde nach einem Motorschaden den Eingriff in die Software wieder rückgängig macht, könne die Manipulation zweifelsfrei nachgewiesen und damit ein Garantiefall grundsätzlich abgewiesen werden. Die Schadensregulierung liege dann eindeutig beim Tuner selbst.

Dieser Verantwortung sind sich seriöse Tuning-Unternehmen nach Angaben des Verbandes Deutscher Automobiltuner (VDAT) in Düsseldorf durchaus bewusst. Deshalb investieren sie laut VDAT-Sprecher Michael Lauer viel in die Entwicklung ihrer Leistungskits und bieten darüber hinaus eine umfassende Gewährleistung an, die den Garantieausfall beim Fahrzeughersteller im Idealfall ausgleicht.

Doch nicht nur die Frage der Garantie will beim Dieseltuning bedacht sein. Auch der TÜV, das Finanzamt und die Versicherung spielen eine wichtige Rolle. Denn nach Angaben des Rheinisch-Westfälischen TÜV in Essen ist jede Art von Leistungssteigerung genehmigungspflichtig und muss in die Fahrzeugpapiere eingetragen werden. Außerdem ändert sich laut VDAT mit dem Tunig häufig der Schadstoffausstoß, so dass manches Fahrzeug seine Steuerbefreiung verliert. Und manche Versicherung verlange für mehr PS einen «Risiko-Zuschlag» in Form einer höheren Prämie.

Vor diesem Hintergrund rät der VDAT, nur TÜV-geprüftes E-Tuning zu kaufen, die neuen Leistungsdaten zu melden und sich nicht auf windige Versprechungen und Winkelzüge von Unternehmen in einer juristischen Grauzone einzulassen. Besonders mahnt der VDAT dabei zur Vorsicht bei Chip-Tunern, die ihre Leistungen nur unter Handynummern inserieren und die Umprogrammierung oft «ambulant» auf einem Autobahnparkplatz oder daheim in der Garage des Kunden vornehmen. Dort, so der Verband, werde in den seltensten Fällen professionelle Arbeit geleistet.

Doch für die Freunde sportlicher Diesel gibt es mittlerweile auch einen weniger riskanten Weg. So haben auch die Hersteller den Trend erkannt und bieten eigene getunte Diesel-Modelle an: Zum Beispiel hat die Mercedes-Tochter AMG im vergangenen Herbst in der C-Klasse den ersten auf Höchstleistung getrimmten Diesel eingeführt. Der C 30 AMG leistet dank neuer Elektronik und größerem Hubraum 170 kW/231 PS und ist damit 45 kW/61 PS stärker als das Serienmodell. Wenn die nächsten Monate halten, was der erste Bestelleingang verspricht, dann, so AMG-Chef Ulrich Bruhnke, könne er sich auch in anderen Baureihen einen «Power-Diesel» gut vorstellen.

Auch die Audi Quattro GmbH in Ingolstadt beobachtet die eiligen Selbstzünder nach Angaben von Pressesprecher Werner Röser mit großem Interesse, um bei entsprechender Nachfrage Hand an einen Common-Rail-Diesel legen zu können. Nur BMW sagt derzeit kategorisch «Nein»: Ein Diesel passe nicht zum Image der sportlichen M GmbH. Doch verzichten müssen BMW-Fans deshalb nicht. Schließlich füllt der eng mit BMW zusammenarbeitende Tuner Alpina in Buchloe die Lücke mit dem D10 Biturbo auf Basis des alten Fünfers. Nach Unternehmensangaben kommt der Motor dank zweier Turbolader auf 180 kW/245 PS statt auf 142 kW/193 PS und überwindet mit einer Höchstgeschwindigkeit von 254 Kilometer pro Stunde (km/h) auch das BMW-Limit von 250 km/h. Das Konzept scheint sich zu bewähren, denn immerhin kommt der Powerdiesel bei Alpina in Deutschland auf einen Verkaufsanteil von 50 Prozent.

(Quelle: www.web.de)